„Der Diabetes-Manager“
FAZ
US-Vorbild?
16. Januar 2006 Kolumne
Ran an den Speck!
In Amerika passieren Dinge, die passieren müssen, immer etwas früher – und immer etwas brutaler. Ihren Arbeitsplatz gefährden im Land des Cowboy-Kapitalismus Werktätige, die einem ungesunden Lebensstil frönen. Vor allem notorischen Rauchern machen viele Konzerne unmißverständlich klar: „Kippe weg oder Job weg“.
Erzwungen werden solche drastische Maßnahmen durch die Struktur des US-Gesundheitswesens, das im Gegensatz zu uns den Unternehmen einen wesentlichen Teil der Gesundheitsversorgung der Mitarbeiter aufbürdet – eine Bürde, die Firmen wie General Motors, die im harten internationalen Wettbewerb stehen, mit an den Rand der Pleite treibt. Dabei bildet das Rauchen nur den Anfang. Schon gerät das Übergewicht, eine der Hauptursachen für den Lifestyle-Diabetes, ins Visier. Auch hier wird die Devise schon bald lauten: „Wer völlt, fliegt“.
Solche drastischen Konsequenzen eines konsequent ungesunden Lifestyles müssen Deutsche nicht fürchten – noch nicht. Hierzulande wiegt sich gerade wieder eine große Koalition der Abwiegler in eine trügerische Sicherheit. Da werden die dicken Kinder, die mit 14 schon „Altersdiabetes“ bekommen, nicht auf einen radikalen Süßigkeitsentzug gesetzt, sondern erhalten erst einmal eine Therapie. Da darf der 40jährige bewegungsfaule Lifestyle-Diabetiker die Verantwortung für seine Gesundheit erst einmal an ein DMP-Programm delegieren – anstatt, daß ihm der Kassenbeitrag verdoppelt wird.
Wird diese Libertinage noch lange währen? Natürlich nicht. Allein die Epidemie Lifestyle-Diabetes (von Ärzten Typ2 genannt) häuft Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe an. Drohen also auch uns Zwangsmaßnahmen nach US-Vorbild? Das muß nicht sein. Ich plädiere für etwas anderes, für etwas besseres: Für Eigenverantwortung! „Ran an den Speck. Ran an den eigenen Speck“, muß die Devise lauten, damit der Diabetes keine Chance mehr hat. Dafür hat der Versicherte dann die Chance, mit stolzgeschwellter Brust mit der Kasse etwas auszuhandeln: Einen Fitnessrabatt.
Hans Lauber, 16. Januar 2006
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