„Der Diabetes-Manager“
FAZ
Gesunde Gesundheit
10. November 2006 Kolumne
Wer mißt, spart Geld
"Sparbüchse": Blutzuckermessgerät
"Sparbüchse": Blutzuckermessgerät
Prustend vor Lachen hielt sich der Anfang 30jährige seinen Kugelbauch: "Sie mit Ihrer lächerlichen Möhre", platzte es aus ihm heraus", ich habe auch Zucker und esse lieber Schokolade".
Klammheimliches Kopfnicken, zustimmendes Lächeln der Frauen und Männer, die zu meinem Vortrag gekommen waren. Tja, da stand ich nun mit meiner Möhre - und meinen weisen Sprüchen über die Vorzüge einer gesunden Ernährung. Gegen süße Sünden, merkte ich, ist schwer zu argumentieren.
Doch künftig dürfte mein Job leichter werden. Denn fast unbemerkt findet durch die Gesundheitsreform ein radikaler Wechsel statt: War es bislang in das Belieben des Einzelnen gestellt, ob er sich präventiv verhält, wird laxes Verhalten künftig am Geldbeutel spürbar. So sehen Regelungen vor, daß Leute, die nicht regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen, statt einem zwei Prozent des Einkommens für Zuzahlungen aufwenden müssen.
Ich begrüße das. Nicht unbedingt für Krebs, weil da die Vorsorgemethoden teilweise umstritten sind, etwa die Mammografie. Aber auf jeden Fall für den Diabetes. Denn es ist unfaßbar, daß allein in Deutschland einige Millionen Menschen leben, die Zucker haben - und es nicht wissen. Und wenn sie es dann endlich wissen, ist es oft schon zu spät, sind bleibende Schäden wie abgestorbene Füße zu beklagen. Gerade beim Diabetes macht das Messen aber besonders viel Sinn, denn schon ein deutlich überhöhter Nüchternzucker ist ein eindeutiger Hinweis auf einen möglichen manifesten Diabetes.
Mein Vorschlag: Eine flächendeckende Aktion der Blutzuckermessung, um die Gefährdeten herauszufiltern - und darauf aufbauend ein Programm, das die massiv belohnt, welche die Messergebnisse als Motivation für ein geändertes Verhalten betrachten - und beispielsweise Gemüse statt Süßem essen. Sodaß schon in naher Zukunft gilt: Wer mißt, spart Geld.
Übrigens: Der Schokofan aus meinem Vortrag kam hinterher kleinlaut an und meinte: "Was Sie gesagt haben, hat mich dann doch überzeugt, ich will es anders machen". Daraufhin ließ ich ihn von den Erdbeeren naschen, die ich dabei hatte. Immer nur Möhre, das ist ja auch langweilig.
Nach obenÜbersicht Kolumne