„Der Diabetes-Manager“
FAZ
Zuckerersatz
7. Dezember 2006 Kolumne
Süßes Gift: Süßstoffe
Wenn schon, denn schon: Original Tannenhonig
Wenn schon, denn schon: Original Tannenhonig
Festtagszeit ist Zuckerzeit. Ist Diabetes-Zeit. Überall lockt die süße Verführung. Und überall explodieren die Zuckerwerte. Für die großen Diabetes-Zeitschriften ist das kein Problem, sie sagen, „Süßstoffe lassen sich ohne Bedenken als Zuckerersatz nutzen“.
Dagegen habe ich meine Bedenken. Die möchte ich in drei Punkten zusammenfassen: Insulinwirkung, Nebenwirkung, Gewohnheit. Zuerst zur Insulinwirkung. Wird zuckersüß gegessen, schnellt der Blutzucker nach oben. Deshalb schüttet der Körper vermehrt Insulin aus, um gegenzusteuern. Insulin ist aber ein Masthormon – und macht langfristig über diese Zucker-Insulin-Schaukel dick. Übergewicht ist aber die Hauptursache von Lifestyle-Diabetes, den Ärzte Typ-2 nennen.
Süßstoffe, so sagen viele Experten, lassen das Insulin in Ruhe, so dass der gefürchtete Dickmacheffekt nicht eintritt. Seltsamerweise gibt es für diese These kaum Studien und wenn, dann sind das, wie etwa in einer dänischen Studie, sehr kleine Fallzahlen. Deshalb mahnt auch Professor Hubert Kolb, wissenschaftlicher Berater von „Schlemmen wie ein Diabetiker“ an, „dass zur endgültigen Klärung der Frage der Insulinwirkung umfangreiche Studien noch ausstehen“. Auch Dr. Helmut Wiedenfeld vom Pharmazeutischen Institut der Uni Bonn glaubt, dass die Süßstoffe Auswirkungen auf den den gesamten Kohlenhydratstoffwechsel haben könnten, bis hin zu einer künstlichen Drosselung der Insulinproduktion – was er aber ausdrücklich als nicht abgesicherte Vermutung sieht.
Und die Nebenwirkungen? Wer bei Google „Aspartam, Nebenwirkungen“ eingibt, wird mit einer Fülle von Nebenwirkungen für diesen populären Süßstoff bis hin zum Krebsverdacht konfrontiert – und mit ebenso vielen beruhigenden Statements offizieller Stellen. Ich würde einfach vermuten, wo Rauch ist, ist auch Feuer und würde persönlich solche Stoffe nie im Dauergebrauch verwenden.
Bleibt das Risiko Psychologie. Wer immer Süßstoffe nimmt, bleibt lebenslang auf süß programmiert – und wird im Zweifel alles essen, was süß ist, mit oder ohne Süßstoff. Damit ist aber eine lebenslange „Diabetiker-Karriere“ geradezu vorgegeben – und die Chance für einen medikamentenfreien Weg schwindet auf ein Minimum. Wer auf diesen „Karriere-Zug“ aufspringt, muss nicht nur damit rechnen, ewig auf seinem Diabetes sitzen zu bleiben, sondern er muss möglicherweise künftig diese Folgen auch ganz allein zahlen.
So, zum Schluss, noch ein Rat von mir, der ich bei einer begnadet süß backenden Mutter und Oma (auch deshalb hatte ich irgendwann Diabetes) aufgewachsen bin: „Süßstoff schmeckt nicht!“. Wenn Sie schon süß leben wollen, dann richtig – Sie können´s ja als wahres Fest zu den Festtagen inszenieren. Mein persönlicher Süß-Tip: Es geht nichts über echten Tannenhonig.
Hans Lauber, 7. Dezember 2006
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