„Der Diabetes-Manager“
FAZ
Pressestimmung
21. Juni 2007 Kolumne
Die Junk-Journalisten
Journalisten-Futter
Journalisten-Futter
Wer Junk ißt, schreibt Junk. Ein hartes Urteil. Sicher, aber eines, das leider stimmt: „Ich fresse am liebsten fette Bratkartoffeln“, sagte mir einmal der Chefredakteur eines Magazins, bei dem ich arbeitete. Und er fügte noch hinzu, was solche Journalisten immer hinzufügen: „Mir reicht es ja, aber Ihnen ist das natürlich nicht gut genug“.
Als wenn es darum ginge. Auch ich esse gerne Bratkartoffeln. Auch ich esse gerne Bratwürste, esse gerne den Hamburger, aber in der ursprünglichen Form als Hackfleischbällchen mit frischen Kräutern. Doch was ich in meiner rund 20jährigen Arbeit als Journalist erlebt habe, war eine geradezu masochistische Faszination der Redakteure für biligste Produkte. Mit Wonne werden da Zuckerriegel verschlungen, werden fette Fritten verdrückt, kreist mittags die Cola- und abends die Bierflasche.
Nun werden Sie sagen, ist doch egal, was die Journalisten essen – und was hat das mit dem Diabetes zu tun? Sehr viel. Denn diese tiefe Liebe zum Junk fließt bewußt oder unbewußt immer in die Artikel, die Fernsehsendungen ein, wodurch systematisch die Haltung der Leser, der Seher beeinflußt wird. Da wird fast immer der Hinweis auf gesunde Produkte mit einem leicht abwertenden Urteil versehen, etwa „das ist etwas für die Müsli-Fans unter unseren Zuschauern“. Und Freunde des gesunden Essens sind da fast immer „Gesundheitsapostel“, etwa bei dem zur Zeit einflußreichsten Essenskritiker.
Wie subtil hier gearbeitet wird, habe ich gerade wieder einmal selbst erfahren. Nach einer Veranstaltung im Restaurant La Vie in Osnabrück, wo ich erläuterte, wie gute, klug ausgewählte Produkte positive gesundheitliche Wirkungen auslösen, schrieb der Redakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Lauber zeigte missionarischen Eifer“. Die Botschaft ist klar: Da ist ein verbiesterter Weltverbesserer aufgetreten, kann man abhaken. Dabei habe ich den ganzen Abend erklärt, wie sich gutes Essen und Genuß perfekt paaren lassen – was der für solche Themen aufgeschlossene Koch Thomas Bühner auch grandios umsetzte.
Natürlich habe ich auch über die grassierende Diabetes-Explosion in Deutschland gesprochen. Und ich habe gesagt, daß nur biologische Produkte die Vitalkraft haben, um den gestörten Stoffwechsel der Diabetiker positiv zu beinflussen. Und ich habe gesagt, daß die Betroffenen endlich anfangen müssen, sich zu bewegen, statt zu warten, daß ihnen der Arzt etwas verschreibt.
Was macht der wackere Ritter der Osnabrücker Feder daraus? „Diabetes ist ein Massenphänomen der Industriegesellschaft. Joggen und Biokost können da nur ein Rezept für wenige sein“.
Nein, Herr Gesundheitsredakteur! Das Gegenteil ist richtig: Joggen (oder eine altersadäquate Bewegung) sowie hochwertige Lebens-Mittel (Mittel zum Leben) werden der Schlüssel zum Sieg über die Diabetes-Epidemie werden. Statt zum Rezeptblock wird der Arzt von morgen zum Rezeptbuch greifen. Und die Journalisten? Die werden irgendwann merken, daß Ihnen die Leser, die Seher davonlaufen.
Aber macht Euch nichts draus, liebe Ex-Kollegen. Eins bleibt immer noch: Eine fette Currywurst mit Pommes rot-weiß.
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