„Der Diabetes-Manager“
FAZ
Niedergang
25. März 2008 Kolumne
Worte der Wut
Wer wollte, konnte den schleichenden Niedergang des herrschenden Systems seit langem sehen. Hellsichtige Beobachter kommentieren die finanziellen und moralischen Exzesse des gierigen Kapitalismus und seiner maßlosen Manager immer wütender.
„Die Finanzheuschrecken sind das zwangsläufige Resultat von zwei Grundfehlern unseres Geldsystems: Erstens die Mär, dass Geld arbeite, und zweitens, dass sich Geld vermehren könne. Das Zinseszinssystem stellt den Motor dar für die sich immer wiederholende Polarisierung zwischen denen, die ihr Geld nicht ausgeben, sondern verleihen, und mehr erhalten, als sie geben, und jenen, die nichts weiter haben, als ihre Verbindlichkeiten. Da dieses Finanzsystem von kranken Mitgliedern aufrechterhalten wird, die aufgrund ihrer erworbenen Entzugs- und Belohnungssysteme unfähig sind, Änderungen vorzunehmen, wiederholen sich die Katastrophen“.
Carsten Pötter, Leserbrief im Spiegel 52/2006
„Wo ist einer wie der frühere Deutsche Bank-Chef Alfred Herrhausen? Der hatte auch gegen bankinternen Widerstand seine Meinung vertreten und sich wiederholt in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Allenfalls im Mittelstand gibt es noch Unternehmer, die sich für ihre Mitarbeiter aufopfern würden“
Kommentar SZ, 7. April 2007
„Die kriminelle Selbstbereicherung unserer Manager spiegelt die Mentalität der Schamlosigkeit“
Benediktinerabt Notker Wolf, Spiegel 29/2007
„Die Elite greift zu – Während die Einkommen der Mittelschicht seit Jahren stagnieren, machen die Vorstände der Unternehmen Kasse. Verdient haben sie das nicht“.
Überschrift FAS, 22. April 2007
„Wir haben ein Oberschicht-Problem. Unsere Oberschicht ist nicht in der Lage mit ihren intellektuellen und materiellen Fähigkeiten die Gesellschaft auszutarieren“
Götz W. Werner, dm-Eigentümer, Welt kompakt, 25. April 2007
„Unter Geiern – Westliche Fonds verdienen exzellent an den Schulden Afrikas“
Überschrift Artikel über „Geierfonds“, FAZ, 21. Mai 2007
„Ich bin über die Gehälter entsetzt“ - Ehemaliger Chef von Goldman Sachs geißelt Exzesse an Wall Street
Überschrift FAZ, 19 Mai 2007
„Zum einen profitieren die Beteiliungsmanager mit ihren persönlichen Einkommen in Amerika und Großbritannien von geradezu absurden Steuernachlässen. Steuersätze auf die Gewinnbeteiligungen von 10 Prozent oder 15 Prozent sind selbst manchen Beteiliungsmanagern peinlich. Und zum anderen ist eine größere Transparenz in diesem Wilden Westen der Kapitalmärkte dringend vonnöten“
Kommentar FAZ, 24. Juli 2007
„Vor allem in Amerika ist der Eindruck entstanden, dass Geschäftsbanken hohe Risiken eingehen, im Vertrauen darauf, im Krisenfall von der Fed und der Regierung gerettet zu werden – Eine Zentralbank verrät ihren Auftrag, wenn sie ihre Zinspolitik an der Ertragsrechnung der Geschäftsbanken oder an den Erwartungen der Aktienmärkte ausrichtet und dabei eine steigende Inflation in Kauf nimmt, unter der alle Bürger leiden“
Kommentar FAZ, 5. Dezember 2007
„Manchem wird erst jetzt bewusst, wie sehr die Konkurrenz des Kommunismus, solange sie bestand, auch den Kapitalismus gebändigt hat. Aus sich heraus, sind Demokratie und Marktwirtschaft ebenso wenig gegen Selbstzerstörung gefeit wie totalitäre Systeme – Bevor andere die Systemfrage stellen, sollten es die Eliten tun“
Kommentar FAZ, 2. Januar 2008
„Amerika muss seine Banken verstaatlichen“
US-Präsidentenberater Nouriel Roubini FAS, 16. März 2008
„Wenn es gutgeht, wollen die Banken vom Staat nichts wissen. In der Krise soll er sie retten“
Kommentar FAZ, 19. März 2008
Die Deutsche Bank habe jahrelang vom Börsenboom profitiert, sagte der Direktor des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts, Thomas Straubhaar, dem „Hamburger Abendblatt“. Jetzt, wo es abwärts gehe, werde nach dem Staat gerufen. „Damit sollen Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden. Das halte ich für schreiend ungerecht“.
FAZ 20. März 2008
„Die Bank-Räuber“
Überschrift einer Geschichte über Bank-Manager, Spiegel 13/2008
„Solange die Musik spielt, werden wir tanzen“, hatte Chuck Prince (Citigroup) noch im Juli erklärt. Kurz darauf kam der Absturz, und sein Arbeitgeber verlor 100 Milliarden Dollar an Börsenwert. Kein Problem, jedenfalls nicht für Prince persönlich: Zum Abschied gab es gut 40 Millionen Dollar, plus Büro, Sekretärin und Chauffeur für die nächsten Jahre
Spiegel 13/2008
„Banken, Beteiligungsgesellschaften wurden zu Verschuldungsmaschinen mit abenteuerlichen Kredithebeln im Verhältnis zum geringen Eigenkapital. Diese Kredite können jetzt nicht mehr bedient werden. Einen großen Teil der Nominalwerte wird wohl die Inflation entwerten – Es wird zu einem gewaltigen Vermögenstransfer von Gläubigern zu Schuldnern kommen“
FAZ-Kommentar 22. März 2008
Im Klartext besagt dieser letzte Satz nichts anderes, als dass wir vor einer Hyperinflation stehen. Wer Schulden hat, hat „Glück“. Wer sorgfältig vorgesorgt hat, wird das meiste verlieren.
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