Jack in the Box

„Schloßkonzert“ mit „Jack Box“
Einen ganz anderen „Lauber“ können Sie vom 19. bis 21. Oktober in Donaueschingen erleben: Sie finden mich im „Fischerhaus“ im Schlosspark, wo ich als Premiere die „Jack Box“ präsentiere – eine Klang-Skulptur, die mein Freund Trimpin aus Seattle mit meiner Unterstützung gebaut hat.
„Jack Box“ heißt die Skulptur, weil ich mich als 20jähriger Jack nannte (nach „Happy Jack“ von den Who). Und das Box bezieht sich auf Juke Box, weil die Musikstücke, etwa „Hey Joe“ von Jimi Hendrix oder der Hebel-Hit „Z´Mülle uf de Poscht“ nur gegen Geldeinwurf erklingen.

Jack vor „Jack Box“
Kennengelernt habe ich Trimpin (damals hieß er noch Gerhard Trimpin) vor über 30 Jahren in Berlin-Kreuzberg, wo wir uns in halben Abbruchhäusern die Nächte um die Ohren schlugen (ich mehr als er). Schon damals war ich davon fasziniert, dass er praktisch alle Instrumente spielte, die Noten beherrschte – und mir erklärte, wie sich das Instrument verbessern ließe.
„Instrumente verbessern“, das wurde die große Passion von Trimpin, der nun seit über 25 Jahren in Seattle lebt – und dort zu einem der bedeutendsten Schöpfer von Klangskulpturen geworden ist. Aber obwohl seine Skulpturen (eine der berühmtesten steht im Jimi-Hendrix-Museum in Seattle) vollgestopft mit Elektronik, mit Software sind, sind die erzeugten Töne natürlich.
So auch bei der „Jack-Box“: Hier arbeiten über 30 Computer, die dafür sorgen, dass automatisierte „Finger“ die Saiten nach unten auf das Griffbrett pressen – sodass völlig neue Spielmöglichkeiten entstehen. Selbst Jimi Hendrix, der begnadeteste Gitarist aller Zeiten würde sich noch wundern, was alles in einer Gitarre noch drin steckt. Auch ich bin gespannt, welches Potential in der „Jack Box“ schlummert, weshalb ich das Instrument Musikhochschulen zur Verfügung stellen will, Kompositionsaufträge vergeben möchte.

Hülya vor Kranz-o-phon
Trimpin verkörpert die perfekte Symbiose aus amerikanischem Show Business und europäischem Forscherdrang. So führt er auf einem der vielen Seen von Seattle schon einmal eine Performance auf, wo er Klavier auf einem untergehenden Floß spielt. Und bei einem Streifzug durch Kölsche Kneipen fiel ihm sofort der typische Bierkranz der Köbesse (so heißen da die freundlichen Kellner) auf: „So einer passte perfekt zur Jack Box“, meinte er – was mir als Freund des Kölsch (so heißt das lokale Bier) sofort einleuchtete. Nur, wie nachts einen Kranz bekommen, schließlich ist er Werkzeug der Köbesse?
Hülya, die Wirtin von der „Torburg“ am Severinstor, und ihr Mann Martin (Nachnahmen sind in Köln nicht so wichtig) waren die Retter. Sie schenkten dem sichtlich erfreuten Trimpin einen verbeulten Kranz, einschließlich der Gläser. Den nahm Trimpin mit nach Seattle, wo er daraus ein Schlagwerk für die „Jack Box“ konstruierte. Natürlich nicht irgendeines, sondern ein präzise gestimmtes, denn der Gag mit dem Kölsch-Kranz ist das eine, das perfekte Musikinstrument das noch wichtigere. Ach so, die „Jack Box“ inszeniert auch noch die „grundlegende, von Pythagoras entwickelte Theorie des Monochords“. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Hier entsteht die Musik: Trimpin und Armin Köhler
Wenige Musiker schaffen den Sprung nach Donaueschingen. Denn hier spielt seit über 80 Jahren die musikalische Avantgarde. Und noch weniger werden Musiker gleich mehrfach eingeladen – und haben auch noch zwei Aufführungen. Trimpin ist einer davon. Er tritt mit seinen „Sound Sculptures“ bereits zum dritten mal bei den Donaueschinger Musiktagen auf. Sicher auch ein Verdienst von Armin Köhler, dem dynamischen Kopf und Macher des Festivals. Nichts kann den SWR-Mann aus der Ruhe bringen, letztes Jahr hielt er mir noch im größten Trubel einen musiktheoretischen Exkurs über Interpretationstechniken.
Aber nicht nur mit der „Jack Box“ im Fischerhaus (das heißt so, weil hier früher über einen Abzweig des Schloßbaches Fische in ein Becken schwammen, was heute leider nicht mehr so ist) präsentiert sich Trimpin 2007 in Donaueschingen. Nein, auch über der symbolträchtigen Donauquelle senken sich aus Bambusstämmen gefertigte Instrumente zur „Klangquelle“ ins Wasser und erzeugen ebenfalls wieder natürliche Klänge – wobei die Bewegungen der Zuschauer rund um die Quelle Einfluß auf die musikalischen Abläufe nehmen.
„Das wird gut“, sagte Armin Köhler, als Trimpin und ich dieses Frühjahr die Quelle vermaßen, und die Beiden die geplante Skulptur besprachen. Ich bin sicher, der Festival-Fuchs wird Recht behalten.
Übrigens: Wer den „Diabetes“-Lauber erleben will, hat am 23. Oktober in Göppingen Gelegenheit: Dort spreche ich auf Einladung der AOK.
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