
Lieben Leberkäse: Schüler in Forchheim
auch ich auf die Signale meines Körpers achten muß?
Wochenlang habe ich nun wieder das gemacht, was ich nie mehr machen wollte: Tag und Nacht durchgearbeitet. So bin ich letzten Montag morgens um vier nach Forchheim bei Nürnberg gefahren, um in einer Sendung mit dem Bayerischen Rundfunk mit Schülern über Ernährung zu diskutieren. Bleibende Erinnerung: Eine graffitifreie Grundschule, engagierte Lehrer und das Lieblingsgericht der Schüler sind Leberkässemmeln. Immer noch besser als McDonald´s. Ist wenigstens kein süßes Ketchup dabei.
Am Dienstag abend zum Hessischen Rundfunk nach Kassel, übernachtet im Funk-eigenen Appartement. Morgens um acht brüllt polternd eine Putzfrau „Lesen Sie die Hausordnung, verlassen Sie das Zimmer“. Als ich nicht schnell genug reagiere, mich auch noch lautstark beschwere, schreit sie: „Leck mich doch am Arsch“. Hochmotiviert geht´s in die Sendung, wo die Hörer mich eine Stunde lang anrufen können. Die üblichen Fragen: Zimt, Stevia, Fruchtzucker, keine zur Bewegung. Die schönste Frage einer 72jährigen: „Was muß ich beim Essen einer Torte beachten?“ Meine Antwort: „Den Genuß“. Bleibende Erinnerung: Der Pächter des ebenfalls dem Rundfunk gehörenden „Gutshofes“ erzählte mir, daß es Weiße Erdbeeren und gelbe Beete gibt. Sind von der EU verboten, ich werde sie mir besorgen.
Am Mittwoch abend ein Recherchebesuch im ungewöhnlichen Restaurant Délice in Stuttgart: Ein Gewölbekeller mit rund 20 Plätzen und einer integrierten offenen Küche. „Sind Sie Österreicher?“, frage ich den Koch Friedrich Gutscher. „Nein, Wiener“, antwortet er. Ich sage ihm nicht, daß ich einem Wiener mal gesagt habe, „die schlimmste Form des Österreichers ist der Wiener“. Großartig die Gerichte dieses Wieners: Etwa ein Spinatflan im Backofen gestockt, mit leichter Portwein-Sahne und gehobelten Perigord-Trüffeln. Besser kann Spinat nicht schmecken. Oder ein butterzart gebratener Lammrücken in einem intensiven Sud, dazu Spitzmorcheln. Bleibende Erinnerung: Ein sensationeller Lemberger des schwäbischen Winzers Dautel – da können viele Burgunder aus Frankreich nicht mithalten, obwohl sie viel teurer sind.
Dazwischen immer wieder billige Internetbuden in Bahnhofsnähe, missmutige Ausländer „Du zahlen einen Euro“, arabische Schrift auf den anderen Schirmen, kalter Rauch. „Ich habe Ihnen eine E-Mail geschickt“, mault die PR-Frau am Handy, „haben Sie keinen Blackberry?“ Nein, habe ich nicht, auch keinen Laptop. Immerhin: Mein Artikel „Natural Functional Food“ für das „Journal Culinaire“ scheint akzeptiert zu werden. Und auch die „Zeitschrift für medizinische Ethik“ scheint keine Einwände gegen meinen Artikel zur gesellschaftlichen Relevanz des Diabetes zu haben.
Am Donnerstag früh bei Redakteurinnen in Offenburg, PR für die neue Broschüre „Frühlingsfit mit Hans Lauber“ (ab Anfang April in den Apotheken). „Warum werden die Teststreifen von den Kassen nicht bezahlt?“ lautet eine berechtigte Frage. „Weil Prävention nicht wirklich vorgesehen ist in unserem System“, antworte ich. Bleibende Erinnerung: Eine Redakteurin, die mir sagt: „Ich schreibe über Diäten und esse dabei Mars-Riegel“.
Am Donnerstag nachmittag ein emotional enorm bewegendes Familienereignis. Danach zu viel Bier und Wurst mit dem Bruder, der fragt, „Warum machst Du das alles?“ Ich sage „um das Geld für mein nächstes Buch `Schönkost´ zu verdienen“. Er fragt, „warum zahlt das nicht der Verlag, die Krankenkassen, der Staat, das hilft doch den Menschen?“ Recht hat er.
Am Freitag morgen dann die Quittung: Die Signale des Körpers haben sich verdichtet, wollte morgens um sieben zum Joggen, doch mir ist grottenschlecht, schwindlig. Noch ein paar Stunden geschlafen, um elf in den Zug gequält. Immerhin zwei Tage kaum was gemacht, viel geschlafen, sanft gejoggt. Aber doch noch zum „Frühburgunder Forum“ an die Ahr gefahren, fasziniert dem Vortrag des Internisten Dr. Gerhard Kreuter zugehört, der alles über „Wein und Gesundheit“ weiß, einen Termin für ein Treffen ausgemacht. Am Burgunder nur genippt. Bleibende Erinnerung: Auch mein Körper ist keine Maschine. Und er dankt es, wenn ich auf seine Zeichen höre. Langsam wird mir besser.
Morgen früh fahre ich nach Berlin zur Tagung der „Akademie für Kulinaristik“. Dann geht es weiter nach München, vor Ostern muß die nächste Broschüre zur Diabetes-Prävention fertig werden. Außerdem will ich schauen, daß meine Kapseln „BK plus“ nach all den teuren Gutachten nun endlich ordentlich verkauft werden können. Bleibende Ahnung: Wenn ich so weiter mache, brauche ich die Kapseln noch selbst.
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